so oder so

 

L.O.F.T.

Projekt Raum von Jana Morgengrün

„so oder so“

 

Einladung in einen unsäglichen Ausstellungsraum.
Die Frage, was an diesem Raum nicht stimmt?
Die Idee: Die gedachte Beruhigung des Raumes wird durch
geklebtes silbernes Textilklebeband gekennzeichnet.

 

 

Was die Kunst Projekt Space, und der Kommerz PopUp Store
nennt, ist ja oft das Problem eines Raumes mit dem keiner so
recht weiß, was man damit machen soll.

Ich bin auch einmal in so einem Raum gelandet. Die Einladung zu einer Ausstellung mit meinen Bildern.
Lange habe ich dort gesessen und überlegt, was mit dem Raum eigentlich nicht stimmt und wie man diesen Raum wohl kurieren könnte.
Dadurch entstand meine Arbeit, die ich dann statt der erhofften Bilder zeigte. Die gedachten Linien einer Raumberuhigung habe ich mit silbernen Gaffatape an die Wand, den Boden und die Decke geklebt. Silber natürlich deshalb, weil es auch in der analogen Fotografie eingesetzt wird, um sich ein Bild zu machen.
So zeige ich meine Idee eines idealisierten Raumes.

 

 

Die sechste Präsentation im L.O.F.T. widmet sich dem konkreten Ausstellungsraum – als Ausgangspunkt und Thema künstlerischer Ideen und direkten plastischen Eingreifens. Stella Geppert und Jens Komossa sind zu dieser Arbeit in situ eingeladen.

Der Titel der Ausstellung „so oder so“ thematisiert das Moment der Wahlmöglichkeit des Betrachters: zwischen beiden künstlerischen Sichtweisen, aber auch innerhalb der von den Künstlern formulierten optionalen räumlichen Zustände.

Jens Komossa reagiert auf den heterogenen Charakter des Raumes, die An- und Einbauten, Vor- und Rücksprünge und die aus unterschiedlichen Zeiten stammenden funktionalen Versatzstücke mit der Strategie der Beruhigung. Er bezeichnet optische Felder, die einen idealen Raumeindruck suggerieren – vorausgesetzt, der Betrachter lässt sich auf die Virtualität des so konturierten Raumes ein. Mit der Markierung wird der reale Raum zur plastischen Hülle, die die Spuren der Zeit erkennbar werden lässt. Der gedachte Zustand verhält sich dazu wie ein neutraler Kern, der die Sehnsucht nährt, dass es einen Idealzustand geben könnte.

Für Stella Geppert ist der Befund der Heterogenität Anlass, diesen zu verstärken. Sie plaziert Objekte, die in ihrem Verhältnis von äußerer Form und innerer Struktur uneindeutig sind an Stellen in Innen- und Außenraum. Sie erinnern an Provisorien – Behausungen auf Zeit oder Dinge, die aus Funktion und Gebrauch herausgelöst sind. Die Heimatlosigkeit der Dinge wird auch durch den räumlichen Zusammenhang nicht aufgeklärt, innen und außen scheinen austauschbar. Raum wird hier Teil eines größeren Systems von Bezüglichkeiten, in dem wir oft vergebens einen Sinn und eine Struktur suchen. Diese Geste konfrontiert den Betrachter mit der Frage nach Bedeutungen und Zuordnungen, nicht nur von Ding und Raum.

Beide Strategien machen uns über die Möglichkeit der Option auch die Überlegungen und Kriterien, die zu einer Wahl führen, bewusst. Es kommt nicht so sehr darauf an, ob man sich für das Eine oder das Andere entscheidet – wichtiger scheint die Qualität der Differenz selbst.

Jule Reuter