Die Mauer

 

Im täglichen Wechsel zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sollen kontinuierlich variierende Konstellationen von 6 direkt anschließenden Bildern in 3×3 Metern, also auf einer Fläche von 3×18 Metern auf die Mauer projiziert werden.

 

 

Die Mauer 
Projektion von Geschichte und Geschichten

Schon als Kind kann man am Meer betrachten, wie mit der schwindenden Flut die vormals angedeuteten Felsen an neuer Gestalt und Kontur gewinnen oder sich, nun freigelegt, gänzlich verändern.

In der aktuellen Situation in Berlin kann man beobachten, wie Berlin als Stadt ohne Tourismus sich neu darstellt und formiert. Die Mauer, sonst umspült vom Tourismus, steht auf einem Mal wieder fast deplatziert in einem Leerraum und erinnert uns an ihren Dispersionscharakter zwischen den Welten. Weniger als Fotohintergrund für das Selfie vom Berlinbesuch, kann sie nun wieder stärker als Erinnerungspunkt und Projektionsfläche persönlicher Schicksale in Erscheinung treten und wahrgenommen werden.  

Eine andere prägende Erfahrung unserer Tage ist die Herausforderung, mit dem simplen Statement des Tragens einer Maske, uns als Teil einer Solidargemeinschaft zu erkennen zu geben. Eine Situation, in der leider manch einer sich lediglich als gegängelt und bevormundet wahrnimmt. 

Diese beiden Eckpfeiler möchte ich in meiner Arbeit verschränken.

Mein Anliegen wäre, die Mauer als Projektionsfläche persönlicher Schicksale wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken. Und das im direktesten Sinne.  
Ein Projektor wirft 6, Seite an Seite stehende, wechselnde Bilder auf die Oberfläche der Mauer. Diese 6 gleichwertigen Motive kommen aus unterschiedlichen Quellen.

2 Motivreihen kommen von täglich wechselnden KünstlerInnen, 4 Motivreihen kommen von täglich wechselnden privaten Personen – über die Dauer eines Monats.
Ein Plakat im Eingangsbereich der Gedenkstätte weist die Passanten auf eine Emailadresse hin, an die sie ihre privaten oder künstlerischen Fotos schicken können. Über die sozialen Netzwerke wird auf die Aktion hingewiesen und über die Mauer hinaus publiziert.

Ich möchte die Schranke zwischen ‘denen’ und ‘uns’, die in der Masse der Bevölkerung sowohl gegenüber der Politik, als auch gegenüber der Kunst wahrgenommen wird, zunächst mit einer möglichen Erfahrung gleichberechtigter Stimmen in einem künstlerischen Projekt neu erfahrbar machen. 

Ich selbst fungiere vornehmlich als Moderator dieses Austausches.
Die digital einzusendenden privaten Motive, wie auch die Motive der jeweils künstlerischen Arbeiten, werden von mir gesichtet, um sie in Anschnitten direkt nebeneinander anzuordnen und für die Projektion digital zu montieren. Sowohl der Anschnitt als auch das direkte Nebeneinanderstellen repräsentiert die Suche nach einem Kompromiss in einem offenen Diskurs.

Die Distanz zwischen dem/der KünstlerIn/der Kunst und dem Betrachter soll aufgehoben werden, um dadurch dem Gefühl von Solidargemeinschaft wieder etwas Vorschub zu leisten.

Die Mauer soll wieder in das Bewusstsein rücken als historischer Ort persönlicher Erfahrungen mit den verknüpften Geschichten und Einzelschicksalen.

Im täglichen Wechsel zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sollen kontinuierlich variierende Konstellationen von 6 direkt anschließenden Bildern in 3×3 Metern, also auf einer Fläche von 3×18 Metern auf die Mauer projiziert werden. Idealer Ort für den Standort des Projektors wäre das gegenüberliegende Dokumentationszentrum. 

 

… von der Stiftung Berliner Mauer leider als Entwurf abgelehnt